logo

bild

Die vielseitige Autorin (Heilerin, Masseurin, Künstlerin) Sonja Henisch lädt zur Lesung aus ihrem Krimi "Bösenstein", der in der Edition Anima Incognita erschienen ist.

 

Am  Dienstag, 14.11 223 um 18 Uhr

In der Galerie Contemplor

Kalvarienberggasse 46, 1170 Wien

Straßenbahn Linien 43 und 9 Station Elterleinplatz

 

Henisch Sonja Cover

 

In "Bösenstein" finden sich Konflikte wie im richtigen Leben:

Die Schwester des Freundes, vom Onkel vergewaltigt.

Ein Vater, der das Verbrechen decken will und seine Frau deshalb krankenhausreif schlägt.

Ein anderer Vater, der seine Töchter missbraucht und schwängert.

Ein Musiklehrer, der den Holocaust leugnet und Jugendliche in eine militante Gruppe ordert.

Eine Mutter, die mit dem Regisseur der Theatergruppe durchbrennt.

Ein Brandanschlag, wegen Flüchtlingen.

Ein Jugendlicher, der Dinge erfährt, die eigentlich nicht für seine Ohren geeignet wären,

Und ein Theatermensch mit Motorrad, der hilft, Ordnung in das Chaos zu bringen.

Undercover im Pool des Bösen

Ingrid Schramm über "Bösenstein"

Eine verstaubte Hitleruniform taucht plötzlich am Dachboden auf und verwandelt einen Jugendlichen namens Daniel, der sie entdeckt, inUnsichtbarkeit. So kann er die Welt undercoverbeobachten und erlebt erschreckende Zustände.

Warum ihn ausgerechnet eine Hitler-Uniform unsichtbar macht, stellt sich die Frage.

„Die Uniform ist ein Sinnbild dafür“, sagt Sonja Henisch, „dass Nazi- Gedanken und Fremdenhass von unserer Gesellschaft einfach unter die Decke gekehrt werden.“

Sonja Henisch spielt mit Metaphern. Der Ort G. wird als „Bösenstein“ entlarvt, in dem die Autorindie finstersten Obsessionen der Dorfbewohner, blutjunge Mädchen zu bumsen und die ganz alltägliche Machismo-Brutalität der Ehemänner freilegt. Als eine Bande von Neo-Nazis, angeführt von einem Hauptschullehrer,ein polnisches Schulmädchen zu einer Vergewaltigungsorgie einlädt, wird dies von Daniel hinter seiner Tarnuniform vereitelt. Aus Unmut über den entgangenen Lustgewinn entsteht bei den Triebtätern die b‘soffene Planung der Brandlegung eines Asylantenheimes. Der Fremdenhass in Bösenstein nimmt immer heftigere Ausmaße an, als eine muslimische Asylantenfamilie in das Daniels Vaterhaus einzieht. Plötzlich geht auch dieses Haus in Flammen auf. Hinter dem finsteren Plan der Brandstiftung steckt wieder der Hauptschullehrer.

Das ganz Alltägliche der Kindervergewaltigung regt in Bösenstein niemanden auf. Hingegen boomen die Zeitungen mit Meldungen über muslimische Vergewaltiger, die in ihre kriegslodernde Heimat abgeschoben werden sollen. Daniel versteht die Welt nicht mehr: „Und was wäre mit den Bösensteinern zu tun?“ fragt er sich. „Wohin soll man die schicken, die sich an ihren Töchtern und Enkelinnen vergangen haben?“

Das falsche Gutmenschenspiel, das alles zudeckt, ermöglicht, dass das Böse in Bösenstein und Umgebung ungestraft wuchert. Niemand, nicht einmal eine Lehrerkollegin, und schon gar nicht die Polizei, will glauben, dass hinter der Brandstiftung auf Daniels Vaterhaus der „unauffällige“ Musiklehrer steht. Und auch der Sohn des Bürgermeisters fliegt in seinen finsteren Machenschaften nicht auf, oder vielmehr darf nicht auffliegen, weil er zur Dorf-Oberschicht gehört, wie die beiden anderen Neo-Nazi-Kumpels des Lehrers. Der malt indessen mit weißer Farbe ein Hakenkreuz an eine Felswand und wird dabei von Daniel beobachtet.

Nichts von all diesen geheimen Wucherungen des Bösen würde je nach außen dringen, wenn sich hinter der Tarnkappe der Hitler-Uniform nicht ein Bub verbergen würde, der alles aufdeckt, ohne selbst immer etwas damit anfangen zu können. Manches will er gar nicht wissen. Als sich die Tratschtanten an den Fremdgängen der Dorfschönen aufgeilen, erfährt Daniel, dass sich seine Mutter auf eine Affäre eingelassen hat. Der „Hurensohn“, wie er von frustrierten Sex-Neidern genannt wird, erlebt Undercover völlig überfordert, dass sich seine Mutter sogar auf pornographischen Szenen eingelassen hat.

So fungiert er als naiver Beobachter und lässt den Leser selbst zum Aufdecker werden. Doch so viel Niedertracht kann Sonja Henisch nicht stehen lassen. Das Nazikreuz wird mit einem Herz übermalt. Das Symbol der Liebe siegt über den Hass.

Man ist ja in der österreichisch aktionistisch literarischen Szene nicht sehr verwöhnt von Büchern, die in die Tiefe des Menschenschicksals gehen, so wie Sonja Henisch in ihrem neuen Roman. Von englischen Autoren wie Graham Greene, William Somerset Maugham, Oscar Wilde, ja und der Lady of Crime Agatha Christie, verwöhnt, kann es schon vorkommen, dass man sich weigert, Bücher mit weniger Tiefgang, geistreicher Satire und Spannung zu lesen.

Auf dem Ladentisch meines Buchhändlers landetenin den letzten Jahren,nach einem kurzen Blick in die österreichischen Neuerscheinungen,ein Berg von Büchern der Engländer, und natürlich die neueste Isabel Allende.

Dorfgeschichten zu lesen, wie sie uns Sonja Henisch in ihrem Buch präsentiert, war ungefähr das Letzte,was ich lesen wollte. Bis mir auffiel, dass Isabel Allende ja auch nichts anderes tut, als uns Großmutter-Klatsch und lateinamerikanische Dorfgeschichten zu erzählen. Sonja Henisch entführt uns in die österreichische Dorfwelt mit der gleichen Masche wie die weltberühmte Allende. In Großmutters Erzähltonlockt sie uns in eine ländliche Gemeinschaft und zwingt uns, hinter einer Nazi-Uniform verborgen, einen Blick auf die nackte Wahrheit zu werfen. Der Ort Bösenstein wird zur Bühne der Dramen, die sich überall auf der Welt ähnlich abspielen könnten. Und dann passiert etwas, mit dem man in der gegenwärtigen Literatur kaum mehr rechnet. Man kann nicht aufhören zu lesen. Man will unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Banner 2023 1