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Greller Portrait mit Wasser 250

In der Publikumswahl der Aktion „Schirm-Gedichte“ wurde Mitte April 2017 „fremdenzimmer“, eine kunstvoll verkürzte Beschreibung von unliebsamen Geräuschen hinter der Wand eines Hotelzimmers, von Christl Greller zum beliebtesten Gedicht gekürt.

 

Am Donnerstag, 8. Juni 2017, um 19:00 Uhr

wird die preisgekrönte Autorin aus ihren Werken lesen.


Im Kunstraum der Ringstrassen Galerien
1010 Wien, Kärntnerring 11-13 / 144

   

Ende Februar 2016 begannen ORF TELETEXT und Ö1 die gemeinsame Aktion „Schirm-Gedichte“, die österreichischen und in Österreich schaffenden Lyrikerinnen und Lyrikern ein neues Forum für ihre Arbeiten anbot – ein Jahr lang präsentierten beide Medien jede Woche ein neues Gedicht. Insgesamt wurden innerhalb eines Jahres 53 lyrische Sprachkunstwerke präsentiert, die extra für diese Aktion geschrieben wurden und mit maximal 500 Anschlägen ihr Auslangen finden mussten, um auf eine Teletext-Seite zu passen. Die „Schirm-Gedichte“, benannt nach dem Fernsehbildschirm, wurden im ORF TELETEXT ab Seite 480 publiziert. Auf Ö1 war die „Schirm-Poesie“ jeweils samstags in „Guten Morgen Österreich“ zu hören.

 

In ihren Gedichten und Erzählungen bringt uns CHRISTL GRELLER dieses Ur-Element in berührend poetischer Weise nahe - ob als Regen, Grenzfluss oder Meer. Wasser ist aber auch ein Mythos, denn es "lebt" und hat bemerkenswerte Eigenheiten. Dazu zeigt CHRISTL GRELLER die spannungsgeladene Auseinandersetzung mit Austrocknung, Wasserschmuggel und -raub.


Wasser-Musik: MARTINA MAZANIK / Querflöte

 

greller mazanik 3

Christl Greller und Martina Mazanik vor Bildern von Alexandra Maria Weinberger und Erich J. Kreutzer

 

greller mazaniak querfl 500

Martina Mazaniak, im Publikum u.a. die Künstlerin Michele Carg

 

Mit freundlicher Genehmigung von Chistl Greller hier zwei preisgekrönte Gedichte der Autorin:

 

fremdenzimmer*


fremde zimmer, unvertraute hörbegleitung.
quillt
musik durch die wand, sehnsuchtstrunken, oder.
prasseln der wolkenbruchdusche
von nebenan, oder.
ist die wand nur gips und dünn
hinter dem kopfteil des bettes,
und körper auf körper unter körper neben körper
gestöhnt geseufzt geschrien
detailgenaue vorstellung, nachtlang, oder.
und hörst du schrittgeräusche, marschgesänge
gangentlang beim veteranentreffen, oder.
stille.

völlige stille. manchmal
entferntes wassergeräusch im wandrohr
und vertieft sie:

stille,
völlig ungewohnt.

 

wien**

 

stadt am strom.
die donau kümmert das nicht.
und fließt vorbei.

 

das obszöne an wien ist sein fluss.
beim eindringen noch
vielleicht eine vage unschuld, doch
anderen säften gleich, egal was in körpern rinnt,
außer sicht gebracht, überdacht.
und ist doch ader und blut.
samenstrang, samen.
harnleiter und urin.
speichel und eiter.
körpersaft. durchrinnt
den vernaschten bauch dieser stadt,
versteckt, verdrängt, nur manchmal
kurz aufgemacht,
fast heimlich gezeigt
wie blößen eines schamlosen – und
schnell wieder verdeckt, als wäre da nichts.
verschämt
und vielfach überbrückt in den
donaukanal
ausgeschieden

und die ganz stadt heißt danach.

 

*Dieses Gedicht erreichte den Ersten Platz im Publikumsvoting bei den ORF TELETEXT und Ö1 SCHIRMGEDICHTEN 2017.

**Dieses Gedicht erhielt den Sonderpreis der Jury beim Bewerb WasserLEBT 2009
Enthalten im Gedichtband "bildgebendes verfahren", erhältlich: www.greller.at

 

SIEHE AUCH: WASSER_miniFESTIVAL organisiert von Sabine Duty, 28.9. bis 1.10 2017

 

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